Shame on you, Kimmel, shame on you!

Riesen-Bohei im Netz wegen Jimmy Kimmels „Witze“ über Lets Plays*. Kimmel ist ein amerikanischer Nacht-Talkshow-Moderator, der sich wohl in einer seiner Sendungen über Lets-Play-Gucker lustig machte, was einen solchen Shitstorm auslöste, dass selbst zeit.de darüber berichtete.

In diesem Video nimmt Kimmel Stellung zu der Sache. Das Video wurde (bis heute) 1,7 Millionen mal angesehen und hat 111.484 Dislikes (21.547 Likes). Es hat 22.381 Kommentare, 99% davon sind, formulieren wir es mal vorsichtig, „Kritik“ an Kimmel und seinen Rechtfertigungsversuchen.

Weniger vorsichtig formuliert, handelt es sich bei den meisten Kommentatoren wieder mal um jene charmanten Zeitgenossen, die so konstruktive Beiträge leisten wie „Krieg‘ AIDS!“ oder sich wünschen, dass die kleine Tochter Kimmels an einem Hirntumor erkranken soll, bis ihr Kopf explodiert. YouTube-Kommentare sind wirklich das allerallerletzte.

Jedenfalls

Wir finden Jimmy Kimmel, wie die meisten seiner Nightshow-Kollegen, per se nur wenig unterhaltsam, und gegen Conan O’Brien wirken die ohnehin alle wie Nachrichtensprecher, die Witze von Papptafeln ablesen. Was sie ja im Prinzip auch sind.

Nun zeigt Kimmel bei seiner Auseinandersetzung zum Thema Lets-Play-Videos (LPs) ein solch grundlegendes Unverständnis dieses Phänomens im Besonderen und der Online-Welt im Allgemeinen, dass wir das zum Anlass nehmen, einen Senf beizutragen, der schon länger bei uns in der Schublade liegt.

Kimmels Umgang mit dem Thema LPs ist ein Paradebeispiel dafür, wie blind die traditionellen Medien, insbesondere das TV, gegenüber den Gründen für ihren eigenen Untergang sind. Aber das Thema hatten wir hier ja schon.

Online hat TV längst abgehängt

Zurück zu dieser unbegreiflichen Ignoranz des TV gegenüber modernen Unterhaltungsformen, in diesem Fall, LPs. Auch Kimmel weiß, dass die bekanntesten Lets-Player wie PewDiePie oder Markiplier weit mehr Zuschauer haben als er selbst. Und dann stellt er sich vor die Kamera und bezeichnet all diese Menschen praktisch als Idioten.

Dabei reden wir hier nur über Lets-Player. Da sind die „normalen“ YouTube-Stars noch gar nicht mit eingerechnet. Es geht hier um ein Millionenpublikum, das von den traditionellen Medien nicht nur vollkommen ignoriert, sondern arrogant verlacht wird, wie das Beispiel Kimmel zeigt.

Kimmel ist da nicht allein

Aber nicht nur Talkshow-Schmierlappen wie Kimmel haben Probleme damit, zu begreifen, warum sich Millionen Menschen täglich LPs anschauen. Auch im Alltag trifft der Blogbetreiber immer wieder Mitbürgerinnen und Mitbürger, die solche Sätze von sich geben wie

„Ich kapier nich, was das einem bringen soll, irgendwem beim Computerspielen zuzugucken.“

Nunja, der Blogbetreiber kann hier nicht für die LP-schauende Allgemeinheit sprechen, aber ich schaue LPs aus mehreren Gründen. Zunächst mal, um zu schauen, ob ich mir das Game kaufen würde. Wenn ich das Game bereits besitze, schaue ich LPs an, die mir Tipps geben, wie man es am besten spielt.

Der Hauptgrund ist der, dass es Games gibt, die so gut sind, dass es fast keine Rolle spielt, ob man sie selbst zockt oder nur zuschaut. Als Beispiel beschreibe ich Ihnen eine Szene aus einem LP, die mit weitem Abstand das Spannenste ist, was ich bisher in diesem Jahr an Bildschirmunterhaltung gesehen habe.

Alien Isolation

Die Szene stammt aus einem LP des Horror-Survival-Games Alien Isolation von 2014. Falls Ihnen nicht bekannt: Man steuert eine Weltraumingenieurin namens Amanda Ripley in der Ich-Perspektive durch unheimliche Raumstationen und -schiffe. Hierbei fängt das Game die Atmosphäre des Original Alien-Films perfekt ein.

In Alien Isolation spielt man keinen Über-Kämpfer wie in Games mit ähnlichen Settings, sondern als „normale“ Person. Ein weiterer wichtiger Unterschied zu anderen First-Person-Games ist: Es gibt nur einen einzigen Gegner, nämlich das Alien. Und das Spiel gibt einem keine Möglichkeit, das Alien zu töten.

Wenn man das Monster auch nur aus der Ferne sieht, heißt es, ducken, in Deckung gehen, sich unter dem Tisch oder im Schrank verstecken. Und dann beten, dass das Alien einen nicht findet. So hockt man also unter einem Tisch und hört die Schritte der Teufelsgestalt näher kommen.

Im Weltraum hört dich niemand Lets Plays gucken

Dann sieht man die Beine des Xenomorphs an sich vorbeistelzen. Plötzlich bleibt es stehen. Hat es uns wahrgenommen? Nein, es tappert weiter. Uff! Aber das war noch nicht die besagte spannende Szene.

In den Schränken des Mannschaftsquartiers einer aus unbekannten Gründen verlassenen und teilweise verwüsteten Raumstation finden wir einige Gegenstände, aus denen man praktische Werkzeuge basteln kann. Schön. Wir sammeln die Sachen ein und gehen zurück in den Korridor.

Wo sich, ohne Vorwarnung, 5 Meter entfernt, das Alien aus dem Deckenluftschacht schlängelt. Die Animationen dieser Figur sind übrigens umwerfend – irgendwas an seinen Bewegungen wirkt total nichtmenschlich und bedrohlich, genau wie im Film.

Nur nicht in Panik geraten!

Wie gesagt, wir haben keine Waffen, sind völlig wehrlos, aber gottseidank hat uns das Alien noch nicht gesehen. Wir ducken uns also und kehren im Schleichmodus zurück zum Mannschaftsquartier. Dort verstecken wir uns in einem Schrank.

Es handelt sich um einen typischen Umkleide-Spind, aus Blech, mit Schlitzen in der Tür, in Augenhöhe. Wir lauschen gebannt, ob die Schritte des Aliens näherkommen oder sich entfernen. Die KI ist sehr gelungen, das Xeno-Vieh verhält sich nämlich nicht wie die üblichen dämlichen Games-Monster, die immer einfach nur auf den Spieler zurennen. Nein, das Alien schleicht herum wie ein Tier auf der Jagd.

Und wir haben Pech

Die KI hat beschlossen, das Alien in unsere Richtung zu schicken. In vielen Fällen geht das Alien nämlich in eine andere Richtung, sofern es uns noch nicht entdeckt hat. Aber diesmal hören wir die Schritte näherkommen. Und dann schiebt sich langsam dieser grauslige Schädel vor die Sehschlitze der Spindtür.

Das Alien lauert genau hinter der Tür. Es ist uns so nahe, dass es uns möglicherweise atmen hören kann. Daher gibt es in Alien Isolation die Funktion „Atem anhalten“. Man drückt die entsprechende Taste und eine Zeitanzeige erscheint, weil wir natürlich unseren Atem nur für eine begrenzte Zeit anhalten können.

Sollte uns der Atem ausgehen, solange das Alien noch genau vor der Schranktür steht, heißt es Game Over. Dann reißt das Biest die Tür raus und das letzte, was wir in unserem Gameleben sehen, ist, wie das Alien uns packt, das Maul aufreißt und uns einen dicken Zungenkuss mit seinem Schnappkiefer verpasst.

Wo sind meine Herzpillen!

Die beschriebene Situation ist so intensiv, dass ich vermutlich mehrere Herzkasper kriegen würde, würde ich Alien Isolation tatsächlich in der Nacht auf meinem Gamesmonitor mit Kopfhörern spielen. Das Ganze als LP anzuschauen ist schon furchteinflößend genug.

Sie können aus meiner Beschreibung möglicherweise herauslesen, dass dieses LP einen immensen Unterhaltungswert für mich hatte. Ähnliches gilt für das bereits besprochene LP von Shadow of the Colossus, das mich für Stunden vor den Bildschirm fesselte.

Mir würde jetzt spontan nichts mehr einfallen, womit man den Kimmels dieser Welt noch erklären könnte, warum sich Leute LPs angucken. Gut gemachte LPs sind weit unterhaltsamer als 99% des TV-Programms, inklusive Kimmel.

* Ja, schon klar, die korrekte Schreibweise ist „Let’s Play“, aber wir lassen das Apostroph aus Bequemlichkeitsgründen weg.

Typisch SPON

Ist mal wieder typisch SPON, und exemplarisch für die meisten Online-Newsportale: Wir geben einer nur halbwegs interessanten News eine Aufreger-Überschrift, und zwar auf Kosten von Logik und journalistischer Integrität:

Überschrift des Artikels:

Facebook tüftelt an „Gefällt-mir-nicht“-Button

Zitat aus dem Artikel:

Er [Mark Zuckerberg] betonte, dass es keinen „Dislike“-Button geben werde, mit dem Facebook-Nutzer bestimmte Posts abwerten können.

Mit anderen Worten, Facebook arbeitet gerade eben NICHT an einem „Gefällt-mir-nicht“-Button. Oder, um es mit mathematischer Logik auszudrücken: Die Artikel-Überschrift sagt „A“, der Artikel selbst sagt „Nicht-A“. Oder, um es mal reißerisch auszudrücken: Die lügen in der Überschrift, damit man den Artikel klickt.

Aber es könnte schlimmer sein. Wenn der Artikel zB. hinter einer Paywall gestanden hätte, wäre das extrem ärgerlich gewesen. So ist das Lesen dieses Artikels einfach nur verschwendete Zeit.

Cracked klaut beim CommuCon!

Wir wollen Ihnen hier mal von einem Phänomen erzählen, das wir schon immer ein bisschen seltsam fanden, aber heute die „schon unheimlich“-Grenze überschritten hat.

Wie Sie vielleicht wissen, sind wir Fans der amerikanischen Comedy-Webseite cracked.com, die eigentlich nicht so richtig auf Lacher aus ist, sondern eher Kurioses berichtet oder Dinge aus ungewohnten, interessanten Blickwinkeln beleuchtet.

Was Cracked und der CommuCon gemeinsam haben ist die Nerdigkeit. Auch auf cracked.com geht es viel um Nerdkram wie Star Wars, Star Trek, Superhelden etc. So ist es nicht verwunderlich, dass vieles, was wir hier schreiben, ähnlich dem ist, was in den Artikeln auf cracked.com steht.

Manchmal kommt es uns sogar so vor, als würden die bei Cracked von uns abschreiben, was natürlich ein vollkommen absurder Gedanke ist, da die größte amerikanische Humorseite bei ihren Recherchen sicherlich keine total unbedeutenden deutschen Nerdblogs durchstöbert.

Aber kann Folgendes noch ein Zufall sein?

Wir zitieren uns selbst aus unserem Beitrag zu dem Film Star Trek, den von 2009. Den Beitrag hatten wir am 11. Juli diesen Jahres veröffentlicht.

He, Nero, ist dir schon mal aufgefallen, dass du mit deinem Killer-Bergbauschiff 129 Jahre in die Vergangenheit geflogen bist? Statt alles und jeden umlegen zu wollen, könntest du doch auch vielleicht … hmmm … mal überlegen … DEINE BESCHEUERTE FRAU RETTEN!!! Weil die Scheiß-Supernova-Explosion erst in 129 Jahren stattfindet, du selten dämlicher P’thag! Nun ja, vielleicht ist deine Frau noch gar nicht geboren.

Und nun zitieren wir aus einem am 18. September erschienen Artikel auf cracked.com:

Hey Nero, here’s a revenge plot for you and your tribal tattoos: Go save your idiot planet. The only reason Spock failed before is because he didn’t make it in time. You have the red matter and a 150-year head start, knuckleface! Why are you wasting literal decades, putting bugs in people’s ears and murdering Winona Ryder, when you could save your other-world wife and kids a full century before they’re even born?

Wir wiederholen: der Cracked-Text ist 3 Monate NACH unserem erschienen. Neben dem so gut wie identischen „He, Nero“-Intro drückt der Cracked-Text den exakt gleichen Gedanken aus wie unserer.

Also, entweder schreiben die von uns ab, oder wir sind denen gedanklich um mindestens 2 Monate voraus. Ha.