Jetzt nur mal ganz unter uns,

liebe Besucherperson, wieso lesen wir eigentlich Blogs? Und warum bloggen wir überhaupt? Und mit „wir“ meine ich mich selber, weil ich keine Ahnung hab, warum irgendwer außer mir bloggt. Wieso stelle ich meinen Senf ins Netz? Das ist eine Frage, die ich mir bis heute noch nie ernsthaft und in letzter Konsequenz gestellt habe, bis folgendes Ereignis eintrat. Ich rief, aus verwaltungstechnischen Gründen, eines meiner Youtube-Videos auf und stellte entsetzt fest, dass dieses Video 409.754 Aufrufe verzeichnet, Stand heute.

Ich loggte mich in meinem Kanal ein und sah noch mehr Zahlen, die mir den Angstschweiß auf die Stirn trieben. 253 Abonnenten, fast 1 Million Aufrufe insgesamt. Nun wird Ihnen das möglicherweise als Koketterie vorkommen: „Von wegen ‚Angstschweiß‘, der Typ will hier nur mit seinen Zahlen angeben!“. Ich versichere Ihnen, das ist nicht so. Warum mich diese Zahlen beängstigen, gleich. WANN ich mit diesen Zahlen angeben WÜRDE, jetzt:

Ich WÜRDE damit angeben, wenn ich meinen ganzen Internet-Shit vermarkten würde. Meine Webseiten, meine Blogs, meine Videos. Tu ich aber nicht. Mein Netzkrempel ist komplett werbefrei. Ich verdiene keinen müden Eurocent damit. Obwohl ich (und vielleicht auch gerade weil ich) von berufswegen weiß, wie das geht.

Ein Eis namens Netz

Von berufswegen weiß ich, wie dünn das Eis namens Internet ist. Auch wenn du dich an alle dir bekannten Regeln und Gesetze hältst, du stehst mit einem Bein im Knast, sobald du im Netz auch nur Piep sagst. Denn es kann schon morgen ein Gesetz verabschiedet werden, dass das Piepsagen im Internet verbietet.

Ein Gesetz namens Anti-Piepsagen (APG)

Was noch wahrscheinlicher ist: Das Anti-Piepsagen-Gesetz (APG) gibt es schon, nur wusste bisher noch keiner davon, und du schon gar nicht, bis du den Brief des Abmahn-Anwalts öffnest. Dieser Anwalt verlangt von dir existenzbedrohende Summen, weil Piep im Jahre 1981 von Disney, Sony oder EA rechtlich geschützt wurde.

Neinneinnein, sparen Sie sich Ihre Buhrufe. Ich bin absolut FÜR die Wahrung von Urheberrechten. Ich bin nur gegen das APG, das ich hier als Metapher verwende für:

Wenn ein Abmahn-Jurist deine Webseite durchsucht, WIRD er etwas Abmahnbares finden, verlass dich drauf.

Eine Flüssigkeit namens Angstschweiß

Warum fällt mir gerade jetzt ein, dass ich am WE Ein Fisch namens Wanda geglotzt hab? Egal, zurück zum Angstschweiß. Wie gesagt, es mag kokett erscheinen, aber eigentlich will ich nicht, dass mein Netzkrempel von Millionen Melonen wahrgenommen wird. Hier, diesen Blog namens Commucon z.B. find ich super hinsichtlich der Besucherzahlen: Ein überschaubarer Kreis von BesucherInnen, die ich teilweise persönlich kenne, und ab und an lobende Worte von Leuten, die ich zwar nicht persönlich kenne, deren Online-Reputation jedoch respektabel ist.

Je mehr Leute deinen Netzplunder anschauen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass da Leute dabei sind, die dir schaden können und wollen. Abmahn-Anwälte, Firmen-Anwälte oder einfach nur Trolle, die dich gerne für deine Meinung, die von ihrer eigenen abweicht, aufhängen würden.

Ein Club namens Commucon

Deshalb, liebe Besuchsperson, freue ich mich, wenn Sie meinen verbalen Schmarrn lesen. Aber bitte: Seien Sie diskret. Ich hab nix dagegen, wenn Sie den Communication Container nicht weiterempfehlen, im Gegenteil. Ich krieg Panik, wenn ich in der Statistik sehe, dass mehr als 30 Leute an einem Tag hier vorbeigestolpert sind. Nein, keine Koketterie. Iss so.

Ein Sieb namens Gehirn

Um noch die Eingangsfrage zu beantworten „Warum blogge ich überhaupt?“: Ich muss mir den Shit, den ich so denke, aufschreiben, sonst vergesse ich ihn. Beispiel: Kürzlich wurde ich in ne Diskussion über den Film Terminator 3 verwickelt. Hätte ich meine Gedanken zu diesem Film vor Jahren nicht schriftlich festgehalten, ich hätte außer „Ich find den Film doof“ absolut nichts zur Diskussion beitragen können, weil ich das, was ich über den Film dachte, kurz nachdem ich ihn gesehen hatte, schon längst vergessen hätte.

Da ich aber meine frischen Gedanken zu T3 aufgeschrieben hatte, die man jederzeit nachlesen kann, noch im Kopf hatte, konnte ich in dieser Diskussion einen Beitrag leisten, der zugegebenmaßen etwas nerdig war, der jedoch die Diskussionsteilnehmer davon überzeugte, ich hätte ne profunde Meinung.

So. Und warum diese Gedanken nicht TEILEN? Ich selbst bin ein großer Fan davon, zu lesen, was irgendein Guy/Chick am anderen Ende der Welt von Dingen denkt. Oder auch in Frankfurt an der Oder.

Kurz: Ich muss mir das Zeug eh aufschreiben, also warum es nicht online stellen (=teilen), vielleicht hat irgendwer anderes auch noch was davon. Aber bitte, erzählen Sie das keinem.

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