Kurz-Zusammenfassung dieses Beitrags: Geben Sie kein Geld aus für den aktuellen Captain-Marvel-Film. Bleiben Sie zuhause und schauen Sie gratis Spawn – The Animated Series.
Prolog
Der Blogbetreiber hatte so 2008 rum mal Zank mit dem Mod eines deutschen Science-Fiction-Forums. Ich wurde von besagtem Mod abgemahnt, weil ich einen Youtube-Link zu einem vollständigen Retro-SciFi-Film gepostet hatte. Aus dem Gedächtnis zitiert:
Mod: Bitte poste hier solche Links nicht mehr.
Ich: Was meinst du mit „solche Links“?
Mod: Urheberrechtlich geschützte Filme.
Ich: Der Film ist Public Domain.
Mod: Mir egal, von wem der Film ist, ich kann hier nicht jeden Link zu Youtube rechtlich überprüfen.
Ich: OK, dann machen wir das in Zukunft so: Ich lege jeden Beitrag, den ich in deinem Forum posten möchte, vorher meinem Medienrecht-Anwalt vor.
Mod: OK.
Resistent gegen Ironie zu sein, macht einem das Leben schon leichter irgendwie. Jedenfalls wurde es dem Blogbetreiber da eh zu bunt mit diesem öden Forum, und er eröffnete seine eigene Blabla-Plattform, wo ihm keine überforderten Mods ständig reinquakten: Ta-Daa! Der Communication Container ward gebor’n!
Ich erwähne das auch nur, um mir selbst nochmal die Gelegenheit zu geben, Sie, werte Besuchsperson, darauf hinzuweisen, dass es diesen Blog jetzt schon seit 10 Jahren gibt. Happy Birthday to me!
Egal. Jedenfalls:
Riesen-Bohei um Captain Marvel derzeit im Internet. Ich will Sie da nicht mit Details belästigen, denn damit würde ich Sie eh nur … äh … belästigen. Nur soviel, damit Sie ein bisschen im Bilde sind, worum’s bei diesem Captain-Marvel-Bohei eigentlich geht: Es geht um Versuche großer Konzerne (hier Disney), freie Meinungsäußerung zu unterdrücken – die auch tatsächlich funktionieren.
Aber die Unterdrückung freier Meinungsäußerung durch Konzerne, die in der Praxis funktionieren, muss Sie als Endkonsument ja nicht unbedingt beunruhigen. Wenn Sie es vorziehen, durch Passivität ein System zu fördern, dass Zensur …
Herrgottsakra, komm endlich zur Sache, Blogbetreiber!
Wie unhöflich von dir, H3-Überschrift, mich so rüde zu rügen für meinen Free-Speech-Crusade! Aber du hast Recht. Was ich eigentlich sagen wollte: Wenn Ihnen langweilig ist, und Sie was für Comic-Verfilmungen übrig haben, verschwenden Sie kein Geld für den Captain-Marvel-Film im Kino. Lohnt sich nicht.
Bleiben Sie stattdessen daheim und schauen Sie sich lieber umsonst auf Youtube Spawn – The Animated Series an.
Stundenlange Gratis-Comic-Unterhaltung vom Feinsten, auf (im Vergleich zum Captain-Marvel-Film) hohem Niveau, völlig gratis. Entweder jetzt direkt oder ich klär Sie vorher noch auf, wer oder was Spawn eigentlich ist.
Spawn
Spawn ist ein Superheld. Nein, nicht ganz. Er ist ein Anti-Held. Aber super. Er ist so ne Art Faust (der von Goethe), aber als Superheld. Spawn hat, wie Faust, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Alles Weitere zu erklären, wäre schon Spoilern. Nur so viel: Es wäre übertrieben, Spawn als „anspruchsvoll“ zu bezeichnen – aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Story von Spawn weit „vielschichtiger“ ist als die der meisten seiner bekannteren Superhelden-Kollegen.
Spawn – der Film
Wenn Sie überhaupt schon mal was von Spawn gehört haben, dann ist es wahrscheinlich wegen dem grausligen … (lufthol) … GRAUSLIGEN Film von 1997.
Grauslig. Dieser Film ist genau daran gescheitert, weswegen heutzutage Filme wie Batman v Superman grandios scheitern, während die Avengers-Filme triumphieren: Der Comic-Fan sieht sofort, wenn der Film von Leuten gemacht wurde, die Comics VERSTEHEN – und wenn nicht. Und diese Begeisterung für Comics braucht eine Comic-Verfilmung, um auch beim breiten, nicht-Comic-affinen, Filmpublikum zu bestehen.
Spawn – The Animated Series
Ich empfehle Ihnen hier nix für Kinder. Das ist eine Adult Cartoon. Spawn – The Animated Series beinhaltet extreme Gewalt. Und Möppse. Mit beiden Elementen hält es der Blogbetreiber so: Wenn die Darstellung von Sex & Gewalt nicht nur Mittel zum Zweck sind, sondern eine erzählerische Funktion haben, habe ich kein Problem mit beidem.
Beispiel: Es gibt in Spawn – The Animated Series eine zentrale Figur, das ist ein Mafia-Boss. Diese Figur repräsentiert Macht und Korruption. In manchen Szenen ist dieser eklige, fette, schmierige, alte Mann von unbekleideten, verführerischen Schönheiten umgeben. Die verführerische Schönheit dieser Damen erzählt den Aspekt der Macht dieser Figur äußerst wirkungsvoll – und (am wichtigsten) ohne Worte: Wenn du Geld und Macht hast, kannst du dir ALLES kaufen.
Und nichts macht das deutlicher als gekaufte Möppse. Womit wir zum nächsten Thema kommen:
Nostalgie
Was einem bei der Durchsicht der Youtube-Reviews der üblichen, bekannten Film-Nerds bezüglich Captain Marvel schnell deutlich wird: Sie sind alle nicht sonderlich begeistert von Captain Marvel (dem Film, der Figur und ihrer Besetzung), aber sie alle finden die 90er-Jahre-Nostalgie in dem Film großartig. Blockbuster Video und Radio Shack (beides US-Ladenketten aus den 90ern) kommen in dem Film vor, und Samuel L. Jackson sieht per CGI auch wieder so aus wie in den 90ern.
Ist auch verständlich, weil die meisten dieser Film-Nerds Kinder waren in 90ern und daher offenbar gerne dazu tendieren, blind gegenüber der Tatsache zu sein, dass ein Konzern wie Disney sich absolut der Nostalgie-Marketing-Power bewusst ist, und Captain Marvel nur aus diesem Grund in den 90ern hat spielen lassen.
Fuck you, künstlich hergestellte 90er-Jahre-Nostalgie von Disney! Mit Spawn – The Animated Series haben Sie ECHTE 90er-Jahre-Nostalgie, weil die Spawn-Comics und die Serie ECHT aus den 90ern ist. Und um den Bogen zu Sex & Gewalt noch abzuschließen: In den 70ern, 80ern und 90ern war es noch erlaubt, Sex & Gewalt als erzählerisches Mittel einzusetzen.
In diesen 3 Jahrzehnten, vor den 2000er Jahren, war das noch erlaubt. Seit der Hippie-Bewegung der 1960er wurde die Darstellung weiblicher sekundärer Geschlechtsmerkmale toleriert. Bis in den 2000ern die Political Correctness die Herrschaft übernommen hat. Seitdem darf man eigentlich gar nix mehr. Auch nicht wirkungsvolle erzählerische Mittel benutzen.
Ok, ok, ich gebe zu: Zu oft dienten Möppse als Mittel zum Zweck in diesen 3 Jahrzehnten, und eben NICHT als erzählerisches Mittel. In Demolition Man von 1993 wählt Sylvester Stallone auf seinem Bildtelefon aus Versehen eine falsche Nummer und hat plötzlich eine nackte Blondine unter der Dusche auf seinem Bildschirm. Die offenbar auch ein Bildtelefon in ihrer Dusche hat … ??? Was überhaupt nix mit der Handlung des Films zu tun hat. Nur damit der Film auch Möppse hat. Traurig.
Genug gequasselt
Zurück in die ECHTEN 90er, zurück zu erzählerischen Medien, die noch wussten, wie man Blut & Möppse dazu benutzt, um eine interessante Geschichte zu erzählen. Nämlich die von Spawn. Schauen Sie mal rein, wenn Sie was mit Comics anfangen können. Auch der künsterlische Stil dieser Serie ist absolut sehenswert, und ich bin sehr froh, auf diesen kleinen Schatz auf Youtube gestoßen zu sein.
Per Zufall.
Das geht jetzt mal ernsthaft an die Adresse von Leuten, denen ich im Internet überhaupt nur folge, DAMIT sie mir solche Dinge zeigen: Wenn ich sowas eh selber finden muss (und Spawn – The Animated Series ist seit 7 Jahren online), wozu FOLGE ich euch dann überhaupt?
Nee, jetzt mal keine Ausreden hier, ihr selbsternannten deutschen Medien- und/oder Comic-Profis im Internet! Wenn ich solche Schätze wie diese und andere eh alleine finden muss, wozu hab ich euch dann abonniert überhaupt?! J’accuse!