Gucken Sie statt Captain Marvel lieber gratis Spawn Animated Series

Kurz-Zusammenfassung dieses Beitrags: Geben Sie kein Geld aus für den aktuellen Captain-Marvel-Film. Bleiben Sie zuhause und schauen Sie gratis Spawn – The Animated Series.

Prolog

Der Blogbetreiber hatte so 2008 rum mal Zank mit dem Mod eines deutschen Science-Fiction-Forums. Ich wurde von besagtem Mod abgemahnt, weil ich einen Youtube-Link zu einem vollständigen Retro-SciFi-Film gepostet hatte. Aus dem Gedächtnis zitiert:

Mod: Bitte poste hier solche Links nicht mehr.
Ich: Was meinst du mit „solche Links“?
Mod: Urheberrechtlich geschützte Filme.
Ich: Der Film ist Public Domain.
Mod: Mir egal, von wem der Film ist,  ich kann hier nicht jeden Link zu Youtube rechtlich überprüfen.
Ich: OK, dann machen wir das in Zukunft so: Ich lege jeden Beitrag, den ich in deinem Forum posten möchte, vorher meinem Medienrecht-Anwalt vor.
Mod: OK.

Resistent gegen Ironie zu sein, macht einem das Leben schon leichter irgendwie. Jedenfalls wurde es dem Blogbetreiber da eh zu bunt mit diesem öden Forum, und er eröffnete seine eigene Blabla-Plattform, wo ihm keine überforderten Mods ständig reinquakten: Ta-Daa! Der Communication Container ward gebor’n!

Ich erwähne das auch nur, um mir selbst nochmal die Gelegenheit zu geben, Sie, werte Besuchsperson, darauf hinzuweisen, dass es diesen Blog jetzt schon seit 10 Jahren gibt. Happy Birthday to me!

Egal. Jedenfalls:

Riesen-Bohei um Captain Marvel derzeit im Internet. Ich will Sie da nicht mit Details belästigen, denn damit würde ich Sie eh nur … äh … belästigen. Nur soviel, damit Sie ein bisschen im Bilde sind, worum’s bei diesem Captain-Marvel-Bohei eigentlich geht: Es geht um Versuche großer Konzerne (hier Disney), freie Meinungsäußerung zu unterdrücken – die auch tatsächlich funktionieren.

Aber die Unterdrückung freier Meinungsäußerung durch Konzerne, die in der Praxis funktionieren, muss Sie als Endkonsument ja nicht unbedingt beunruhigen. Wenn Sie es vorziehen, durch Passivität ein System zu fördern, dass Zensur …

Herrgottsakra, komm endlich zur Sache, Blogbetreiber!

Wie unhöflich von dir, H3-Überschrift, mich so rüde zu rügen für meinen Free-Speech-Crusade! Aber du hast Recht. Was ich eigentlich sagen wollte: Wenn Ihnen langweilig ist, und Sie was für Comic-Verfilmungen übrig haben, verschwenden Sie kein Geld für den Captain-Marvel-Film im Kino. Lohnt sich nicht.

Bleiben Sie stattdessen daheim und schauen Sie sich lieber umsonst auf Youtube Spawn – The Animated Series an.

Stundenlange Gratis-Comic-Unterhaltung vom Feinsten, auf (im Vergleich zum Captain-Marvel-Film) hohem Niveau, völlig gratis. Entweder jetzt direkt oder ich klär Sie vorher noch auf, wer oder was Spawn eigentlich ist.

Spawn

Spawn ist ein Superheld. Nein, nicht ganz. Er ist ein Anti-Held. Aber super. Er ist so ne Art Faust (der von Goethe), aber als Superheld. Spawn hat, wie Faust, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Alles Weitere zu erklären, wäre schon Spoilern. Nur so viel: Es wäre übertrieben, Spawn als „anspruchsvoll“ zu bezeichnen – aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Story von Spawn weit „vielschichtiger“ ist als die der meisten seiner bekannteren Superhelden-Kollegen.

Spawn – der Film

Wenn Sie überhaupt schon mal was von Spawn gehört haben, dann ist es wahrscheinlich wegen dem grausligen … (lufthol) … GRAUSLIGEN Film von 1997.

Grauslig. Dieser Film ist genau daran gescheitert, weswegen heutzutage Filme wie Batman v Superman grandios scheitern, während die Avengers-Filme triumphieren: Der Comic-Fan sieht sofort, wenn der Film von Leuten gemacht wurde, die Comics VERSTEHEN – und wenn nicht. Und diese Begeisterung für Comics braucht eine Comic-Verfilmung, um auch beim breiten, nicht-Comic-affinen, Filmpublikum zu bestehen.

Spawn – The Animated Series

Ich empfehle Ihnen hier nix für Kinder. Das ist eine Adult Cartoon. Spawn – The Animated Series beinhaltet extreme Gewalt. Und Möppse. Mit beiden Elementen hält es der Blogbetreiber so: Wenn die Darstellung von Sex & Gewalt nicht nur Mittel zum Zweck sind, sondern eine erzählerische Funktion haben, habe ich kein Problem mit beidem.

Beispiel: Es gibt in Spawn – The Animated Series eine zentrale Figur, das ist ein Mafia-Boss. Diese Figur repräsentiert Macht und Korruption. In manchen Szenen ist dieser eklige, fette, schmierige, alte Mann von unbekleideten, verführerischen Schönheiten umgeben. Die verführerische Schönheit dieser Damen erzählt den Aspekt der Macht dieser Figur äußerst wirkungsvoll – und (am wichtigsten) ohne Worte: Wenn du Geld und Macht hast, kannst du dir ALLES kaufen.

Und nichts macht das deutlicher als gekaufte Möppse. Womit wir zum nächsten Thema kommen:

Nostalgie

Was einem bei der Durchsicht der Youtube-Reviews der üblichen, bekannten Film-Nerds bezüglich Captain Marvel schnell deutlich wird: Sie sind alle nicht sonderlich begeistert von Captain Marvel (dem Film, der Figur und ihrer Besetzung), aber sie alle finden die 90er-Jahre-Nostalgie in dem Film großartig. Blockbuster Video und Radio Shack (beides US-Ladenketten aus den 90ern) kommen in dem Film vor, und Samuel L. Jackson sieht per CGI auch wieder so aus wie in den 90ern.

Ist auch verständlich, weil die meisten dieser Film-Nerds Kinder waren in 90ern und daher offenbar gerne dazu tendieren, blind gegenüber der Tatsache zu sein, dass ein Konzern wie Disney sich absolut der Nostalgie-Marketing-Power bewusst ist, und Captain Marvel nur aus diesem Grund in den 90ern hat spielen lassen.

Fuck you, künstlich hergestellte 90er-Jahre-Nostalgie von Disney! Mit Spawn – The Animated Series haben Sie ECHTE 90er-Jahre-Nostalgie, weil die Spawn-Comics und die Serie ECHT aus den 90ern ist. Und um den Bogen zu Sex & Gewalt noch abzuschließen: In den 70ern, 80ern und 90ern war es noch erlaubt, Sex & Gewalt als erzählerisches Mittel einzusetzen.

In diesen 3 Jahrzehnten, vor den 2000er Jahren, war das noch erlaubt. Seit der Hippie-Bewegung der 1960er wurde die Darstellung weiblicher sekundärer Geschlechtsmerkmale toleriert. Bis in den 2000ern die Political Correctness die Herrschaft übernommen hat. Seitdem darf man eigentlich gar nix mehr. Auch nicht wirkungsvolle erzählerische Mittel benutzen.

Ok, ok, ich gebe zu: Zu oft dienten Möppse als Mittel zum Zweck in diesen 3 Jahrzehnten, und eben NICHT als erzählerisches Mittel. In Demolition Man von 1993 wählt Sylvester Stallone auf seinem Bildtelefon aus Versehen eine falsche Nummer und hat plötzlich eine nackte Blondine unter der Dusche auf seinem Bildschirm. Die offenbar auch ein Bildtelefon in ihrer Dusche hat … ??? Was überhaupt nix mit der Handlung des Films zu tun hat. Nur damit der Film auch Möppse hat. Traurig.

Genug gequasselt

Zurück in die ECHTEN 90er, zurück zu erzählerischen Medien, die noch wussten, wie man Blut & Möppse dazu benutzt, um eine interessante Geschichte zu erzählen. Nämlich die von Spawn. Schauen Sie mal rein, wenn Sie was mit Comics anfangen können. Auch der künsterlische Stil dieser Serie ist absolut sehenswert, und ich bin sehr froh, auf diesen kleinen Schatz auf Youtube gestoßen zu sein.

Per Zufall.

Das geht jetzt mal ernsthaft an die Adresse von Leuten, denen ich im Internet überhaupt nur folge, DAMIT sie mir solche Dinge zeigen: Wenn ich sowas eh selber finden muss (und Spawn – The Animated Series ist seit 7 Jahren online), wozu FOLGE ich euch dann überhaupt?

Nee, jetzt mal keine Ausreden hier, ihr selbsternannten deutschen Medien- und/oder Comic-Profis im Internet! Wenn ich solche Schätze wie diese und andere eh alleine finden muss, wozu hab ich euch dann abonniert überhaupt?! J’accuse!

Batman v Superman, kürzlich auf Pro7

Ihr werter Blogbetreiber ist aufgewachsen mit Superhelden-Comics. Ich hab mein Taschengeld in den 70ern für nix anderes ausgegeben. Nun weiß ich nicht genau, für was Zack Snyder, der Regisseur, sein Taschengeld ausgegeben hat. Man of Steel war grauslig. Daher hab ich für dessen Fortsetzung Batman v Superman keinen müden Penny in die DVD investiert, nicht mal für 2,99 am Grabbeltisch. Die kürzliche Pro7-Ausstrahlung dieses diffusen Lichtspiels hat mich in dieser Entscheidung mehr als bestätigt.

Batman v Superman – YAWN of Justice

Wie immer bin ich ein bisschen spät dran mit meiner Film-Meinung, und auch diesmal will ich nicht nur einfach alles wiederholend zusammenfassen, über das sich die Internetgemeinde eh schon seit Jahren echauffiert. Hier nur ein paar zusätzliche, persönliche Gedanken.

Spoiler Alert

1. Wie oft müssen wir den Waynes noch beim Sterben zugucken?

In den ersten paar Minuten des Films: Wir sehen zum 100.000sten Mal, wie die Eltern von Bruce Wayne erschossen werden. Fast eins-zu-eins gedreht wie in Batman Begins. Und schön alles in pseudo-dramatisierender Zeitlupe. Der Film ist ja ansonsten nicht lang genug mit seinen 2 Stunden und 31 Minuten (und das ist nur Kinofassung. Was für eine Hölle muss die „Ultimate Edition“ mit über 3 Stunden sein!). Frage: Wir alle können Batmans Entstehungsgeschichte auswendig rückwärts singen. Ich schwöre Ihnen, werte Besuchsperson, es ist wahr: Selbst meine Mudder kennt sie. Sie hat es im Batman 1989 gelernt.

Und selbst WENN wir davon ausgehen, dass Batman v Superman von einem nichtsahnenden Millenial, der noch nie was von Batman gehört hat, angeguckt wird: Was soll ihm diese Szene sagen? Sie hilft in keinster Weise, irgendwas zu verstehen, was in dem Film passiert. Aber Zack Snyder wäre nicht Zack Snyder, wenn er in seinem zweieinhalb-Stunden-Epos diese völlig sinnlose Zeitlupenszene eine Stunde später in einem Flashback nicht einfach nochmal wiederholen würde!

2. Der Foto-Film

Ein Foto-Reporter wird dabei ertappt, wie er ein Ortungsgerät in ein geheimes Terorristen-Camp schmuggelt. Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Einer der Badguys fordert den Fotografen auf, seine Kamera auszuhändigen. Nein. Die werden doch nicht … Doch, sie taten es. Der Bandit entreisst dem Fotografen die Kamera und zerrt aus dieser … *luftschnapp* … einen Foto-Film aus den 80er-Jahren heraus.

Sie wissen schon, diese kleinen, schwarzen Plastikdöschen, aus denen man einen schwarzen Streifen rausziehen konnte, der am oberen und unteren Rand perforiert war. Keuch. Ein Belichtungsfilm. Spätestens da war mir klar, in was für einer Art von Film ich da geraten war. Entschuldige mal, Film: eben hast du noch erfolglos versucht, den Millenials Batman zu erklären, aber jetzt setzt du voraus, dass junge Leute kapieren, wenn man schwarze Plastikdöschen aus Fotoapparaten rausreißt???

Aber nicht nur das. Der Wüstenschurke schmeisst das Filmdöschen auf den Boden und stampft drauf. Dadurch kommt ein ganz feines, schwarzes Gerät mit winzigen, schwarzen Antennen zutage, das nicht nur nicht von dem brutalen Zerstampfer beschädigt wurde, nein! Es hat auch noch ein deutliches, rotes „Blink-Blink-Blink-nimm-mich-zur-Kenntnis“-Licht dran.

WELCHES IM TAKT EINES AKUSTISCHEN BIEP-BIEP-BIEP AUFLEUCHTET.

Ächz. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, mit Worten zu beschreiben, wie bescheuert das alles ist. Und dann kommt Superman, der Lois Lane aus den Fängen der Terroristen rettet. Sich aber offenbar zu fein war, den Fotoreporter, der 30 Sekunden davor von den Badguys per Kopfschuss hingerichtet wurde, vor dem Tod zu bewahren. Ja, danke, Superman.

Und es sind bisher noch nicht mal 10 Minuten in diesem Film vergangen. Von 151.

3. Wir erpressen Superman!

Die ganze Idee von Batman v Superman beruht auf „Batman kämpft gegen Superman“. Wir müssen also die beiden IRGENDWIE dazu bringen, sich zu prügeln. Im dem Film erpresst Lex Luthor Superman dazu, Batman zu vermöbeln. Oder so ist es wohl konzptionell gedacht. Hier das, was im Film passiert.

Marc Zuckerberg als Dark-Knight-Joker für Arme, der Lex Luthor spielt, nimmt Supermans Mama als Geisel, und sagt zu Superman: „Töte Batman oder ich bring deine Mutter um!“. Nun, abgesehen von der Tatsache, dass der Film AN KEINER STELLE erklärt, warum Zuckerberg weiß, dass Superman Clark Kent ist, und wer seine Mutti ist: Was denkt er sich, was dabei rauskommen soll, wenn er versucht, Superman zu erpressen?

Wir hatten schon mal das Thema, dass Zack Snyder bestimmte Konzepte nicht versteht, z.b. „Leben und Tod“, aber mit sowas wie „Erpressung“ scheint er auch überfordert zu sein. Die Sache ist die: Superman ist nicht erpressbar.

Superman ist der mächtigste Mensch der Welt. Wenn der dich umbringen will, wird er dich umbringen – es gibt nichts, was du dagegen tun kannst. Egal, ob du ein Industrie-Boss, ein Terror-Lord oder das Oberhaupt irgendeines Staates bist, und egal, wie groß deine Armee und dein Waffenarsenal ist – Superman wird dich kriegen und dich auseinandernehmen. Wenn du irgendwas tust, was ihm nicht passt. Dazu gehört insbesondere, zu drohen, seine Mama zu killen. Superman zu erpressen endet unweigerlich mit dem eigenen Untergang. Das führt diese ganze Erpressungs-Sache völlig ad absurdum.

Nun stelle ich mir einen Superman vor, der sich dessen vollkommen bewusst ist. Und seinen Gegnern entsprechend entgegentritt. Was tut aber der Superman im Zack-Snyder-Film? Geht sofort heulend auf die Knie und kreischt „Bitte, bitte, Lex Luthor, tu meiner Mami nichts, ich mach alles, was du sagst, flenn, flenn, flenn!“ – Tschuldige, Film: Soll das ein Witz sein?

Dieser komplette Unfug wird als Motivation hergenommen, damit Superman gegen Batman kämpft. Obwohl das obendrein auch noch überhaupt nicht nötig gewesen wäre. Der Film hat vorher schon eine Menge Zeit damit verbracht, uns die Motivationen von Batti und Sups zu erklären, einander nicht leiden zu können. Batti macht Sups für die Zerstörung Metropolis‘ verantwortlich, Sups hält Batman für einen gesetzlosen Mörder. Wozu also diese völlig hirnlose Mami-Erpressungs-Geschichte??

4. Gleichgültiger, sadistischer Batman

Ich will Sie hier jetzt nicht totnerden mit dem Dark-Knight-Batman aus den Comics, aber irgendwann in seinem Lebenslauf hat der desillusionierte, alternde Bruce Wayne genug davon, auf das Leben jedes kleinen Banditen Rücksicht zu nehmen, und fängt an, Leute auch mal umzubringen, um der „Gerechtigkeit“ genüge zu tun. Was er als jüngerer Batman immer zu vermeiden versuchte.

Diese Verwandlung findet so mal eben zwischen den Filmen statt. In The Dark Knight Rises haben wir noch den klassichen Batman, aber in Batman v Superman – PLÖPP – haben wir dann mal eben den Mörder-Batman. Ohne Erklärung.

Und dann bindet Batman den bereits deutlich besiegten, halbtoten Superman an ein Seil und schwingt ihn krachend durch Mauern. Ohne Grund. Nur aus Sadismus. Dann nimmt Batman einen großen Stein und will Supermans Kopf damit zertrümmern. Echt jetzt, Batman? Held meiner Kindertage? Wir zermanschen die Rübe des Gegners mit einem Felsen, wie ein Höhlenmensch? What’s wrong with you, Zack Snyder??

5. Totlangweilig

Das schlimmste Verbrechen des Films ist allerdings, dass er total langweilig ist, weil er so unverständlich ist. Batman kämpft gegen Superman – auf Pro7 – und ich hab währenddessen meine Socken sortiert und ein Bubble-Game auf meinem Tablet gezockt. Der Film vermochte es nicht, meine Aufmerksamkeit länger als 20 Sekunden am Stück auf sich zu ziehen. Insbesondere diese ganzen willkürlichen Traumsequenzen haben dazu geführt, dass ich nicht mehr wusste, ob die Szene, die ich gerade sehe, nun real ist oder nicht.

Die Superman-Sterbeszene hab ich auch nicht verstanden. Da rammt der Stählerne den Kryptonit-Speer, den er gar nicht in Lage hätte sein dürfen, überhaupt anzufassen (der Kryptonit-Kontinent aus Superman Returns lässt schön grüßen), in den Ork aus Herr der Ringe. Aus dem dann – von IRGENDWO HER – ein Stachel kommt, der Supie ersticht. Oh mein Gott, wie faul kann man als Drehbuchautor noch sein. Und als Superman-Original-Comics-Nerd weiß ich, dass Doomsday eine weit interessantere Figur als nur irgendein Brüllmonster ist.

Was regst dich so auf, Alter?

Es geht mir um dieses totale Verbraten von Filmstoffen. Filmisch sind Superman und Batman jetzt erstmal erledigt. Justice League hat nur die schon schrottreife Karre nochmal ordentlich gegen die Wand gefahren. DC ist für die nächsten paar Jahre verbrannt. Dabei war Wonder Woman so vielversprechend.

Der letzte neue Predator, Jurassic World 2, The Last Jedi, Ghostbusters, Terminator Genysis, Suicide Squad, Fan4stic, Alien Covenant, Robocop – alles gigantische Lizenzen, die Händen übergeben werden, die keinen Schimmer und keinen Plan haben, was sie damit machen sollen. Die Hauptsache ist aber anscheinend, dass sie SCHNELL IRGENDWAS machen, ohne Sinn und Verstand. Sonst werden die Aktionäre und die Bosse der Studios sauer!

Als würde man mir die Schlüssel für den neuen Formel-1-Mercedes in die Pfoten klemmen und mir ins Gesicht brüllen „Hier, steig ein und gewinn das Rennen!“ Ich: „Aber ich kann doch gar nicht Auto fahren!“ Die: „Egal, das Rennen startet in 5 Minuten, und du bist jetzt hier halt gerade der Einzige, der rumsteht! Du kriegst 10 Millionen, egal ob du gewinnst oder nicht!“. Da kann auch ein Zack Snyder schlecht Nein sagen. Würd ich aber ehrlich gesagt auch nicht.

Wonder Woman jetzt bei 93% auf Rotten Tomatoes

Na, das hört sich ja mal schon bedeutend vernünftiger an als die vormals 97%, die die Superheldin auf eine Stufe stellte mit Casablanca und Lawrence von Arabien. Damit ist Wonder Woman auch nicht mehr der am höchsten bewertete Superheldenfilm (The Dark Knight 94%).

Wie auch immer, das ganze Internet ist dennoch begeistert von der Amazonenprinzessin. Die Frage, die sich der Blogbetreiber stellt, ist nun: Warum? Irgendwie vermochten mich die Youtube-Film-Nerds und Filmjournalisten mit ihren Reviews nicht so recht zu überzeugen, weil sie nicht einleuchtend und nachvollziehbar erklären, WAS GENAU Wonder Woman denn nun eigentlich besser macht als die meisten anderen Comic-Verfilmungen, insbesondere die grausligen Superman-Filme von Zack Snyder. Bis ich den Review von RedLetterMedia anguckte, danach dämmerte es mir langsam. Schlicht gesagt: Wonder Woman ist so, wie sich ein Superheldenfilm gehört.

In so gut wie allen Superhelden-Filmen der letzten 20 Jahre steht nicht der Superheld im Vordergrund, sondern ein Mensch. Selbst in den besseren Superheroe-Movies wie Sam Raimis Spider-Man-Teilen geht es immer um das (räusper) „menschliche Drama“: Peter Parker versucht mit der Schuld am Tod seines Onkels fertig zu werden und kriegt das mit seiner Freundin Mary-Jane auch nicht so richtig hin. Die Superhelden-Action sind da immer nur Beiwerk; der Fokus ist immer irgendein zwischenmenschliches Gewurschtel.

Man of Steel und Batman v Superman sind da ganz besonders negative Beispiele, weil dort die „menschlichen Dramen“ komplett lächerlich, aufgesetzt und unglaubwürdig wirken. Dazu kommt auch noch, dass in den Zack-Snyder-Filmen die „Helden“ mehr Menschen auf dem Gewissen haben als sie letztendlich retten.

In Wonder Woman allerdings tut die Heldin das, was eine Superheldin nun mal tut, nämlich das Leben Unschuldiger retten. Das ist in diesem Film der Fokus, das ist die Hauptmotivation der Titelfigur. Und endlich, ENDLICH wieder mal ein Superheldenfilm, in dem der Held kein Jammerlappen ist, der es als total frustrierende Bürde und Belastung empfindet, ein Superheld zu sein.

Das ist vermutlich der Grund, warum sich Wonder Woman gerade zu einem der erfolgreichsten Superhelden-Filme entwickelt, sowohl an der Kinokasse als auch bei den Kritikern. Und das ist ja eigentlich ein Grund zur Freude, denn möglicherweise nimmt sich Hollywood jetzt auch an Wonder Woman ein Beispiel für zukünftige Filme: die Leute haben todernste, düstere Super-Jammerlappen satt, sie wollen bunte Helden mit positiver Message. Siehe Marvel.

Übrigens gehe ich hier nicht auf einen Punkt ein, den viele, wenn nicht sogar die meisten Reviews erwähnen, nämlich das Frauenthema: die erste erfolgreiche Verfilmung mit einer SuperheldIN und mit einer Frau auf dem Regiestuhl. Ich ignoriere das, weil das MBMN überhaupt keine Rolle spielt. Wenn jemand einen guten Film abliefert, ist es mir doch völlig schnuppe, wessen Geschlecht die Titelfigur oder der Regieseur ist.

Wonder Woman: 97% auf Rotten Tomatoes

Zur Info: Auf rottentomatoes.com werden Filme bewertet. In Wikipedia-Einträgen zu Filmen wird sehr häufig die Bewertung des jeweiligen Films durch RT genannt. Online-Filmkritiker zitieren ebenfalls ziemlich oft das RT-Urteil. Warum wir Webseiten wie RT für eine äußerst unzuverlässige Instanz zur Beurteilung von Filmen halten, hatten wir hier schon mal angedeutet. Und um dieses Argument zu unterstreichen, kommt das RT-Urteil zum neuen Film Wonder Woman wie gerufen.

RT gibt Wonder Woman 97%. Wissen Sie, welche Filme noch 97% bei RT haben? Hier  eine Auswahl:

  • Casablanca (1942)
  • Lawrence of Arabia (Lawrence von Arabien, 1962)
  • The Good, the Bad and the Ugly (Zwei Glorreiche Halunken, 1966)
  • Jaws (Der Weiße Hai, 1975)
  • Alien (1979)

Hier ein paar Filme, deren RT-Bewertungen UNTER 97% liegt:

  •  Psycho (1960)
  •  The Birds (Die Vögel, 1963)
  •  Gone With the Wind (Vom Winde Verweht, 1939)
  •  Arrival (2016)
  •  The Matrix (1999)
  •  Pulp Fiction (1994)
  •  Star Wars (Krieg der Sterne, 1977)
  •  Terminator 2: Judgment Day (Terminator 2 – Der Tag der Abrechnung, 1991)
  •  2001: A Space Odyssey (2001 – Odysee im Weltraum, 1968)

Ich buchstabier das mal: RT reiht Wonder Woman in die FILMKLASSIKER ein. Laut RT ist Wonder Woman VERGLEICHBAR mit ewigen Klassikern wie Casablanca und Lawrence von Arabien. UND: Wonder Woman ist BESSER als die meisten Hitchcock-Filme, sowie weitere Filmklassiker wie Pulp Fiction, Krieg der Sterne und Vom Winde Verweht.

Wau.

Aber damit nicht genug. Betrachten wir Wonder Woman mal im Vergleich zu anderen Superhelden-Filmen. Laut RT ist Wonder Woman BESSER als:

  • Logan (2017)
  •  Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017)
  •  Captain America: Civil War (2016)
  •  Doctor Strange (2016)
  •  Guardians of the Galaxy (2014)
  •  X-Men: Days of Future Past (2014)
  •  Captain America: The Winter Soldier (2014)
  •  The Dark Knight (2008)
  •  Marvel’s The Avengers (2012)
  •  Iron Man (2008)
  •  Spider-Man 2 (2004)
  •  Deadpool (2016)
  •  Batman (1989)

… ich breche die Liste hier mal ab. Die Liste ist eigentlich sowieso sinnlos, denn Wonder Woman ist der bisher am höchsten bewertete Superheldenfilm auf RT. Ich persönlich halte ja The Dark Knight und Guardians of the Galaxy für die besten Superhero-Movies aller Zeiten, aber was weiß ich denn schon.

Jetzt mal ehrlich

Wozu ist ein Filmbewertungsportal, das solche Bewertungen abliefert, überhaupt nutze? Und warum wird es auf Wikipedia-Seiten ernsthaft als Bewertungsautorität genannt? Vielleicht täusche ich mich, und Wonder Woman verdient es tatsächlich, in den Olymp der besten Filme aller Zeiten aufgenommen zu werden. Ich kann es nicht sagen, ich habe den Film nicht gesehen. GLAUBEN kann ich die RT-Bewertung allerdings nicht.

Na, schau mer mal.

Der neue Film Die Fantastischen 4 von 2015

Wir hatten vor ein paar Tagen Forderungen an diese Superhelden-Verfimung gestellt. Sie wissen schon, 10 Dinge, die er nicht tun darf, um uns zu enttäuschen.

Wir hatten hierfür ursprünglich ne Tabelle geplant. Diese 10 Dinge sollten dann einfach abgehakt werden. So nach dem Motto „das macht der Film richtig“ und „das macht der Film falsch“.

Dieser Plan wird hiermit abgesagt. Geben Sie kein Geld aus für diesen Film. Gehen Sie nicht ins Kino dafür. Kaufen Sie sich auch nicht die DVD, auch nicht vom Low-Price-Wühltisch fur 2 Euro.

Sollte Ihnen das Free-TV in einem Jahr diesen Film vorsetzen, und das wird es, weil das Free-TV auf billige Lizenzen steht, verschwenden Sie keine Minute Ihres Lebens mit dieser Filmkatastrophe.

Ich hätte NIE gedacht, dass ich das mal sage, aber: Schauen Sie sich lieber die F4 von 2005 an. Das EINZIGE, was dieser Film leistet, ist Jessica Alba in Unterwäsche. Das mag Ihnen sexistisch und billig vorkommen.

Aber glauben Sie mir: Diese paar Sekunden sind weit WEIT unterhaltsamer als der gesamte neue Film. Sie würden mit blutiger Stirn aus dem Kino kommen, so oft würden Sie Ihren Schädel auf die Kopflehne Ihres Sitzvorgängers rammen.

Ich sage nur EIN Beispiel: Der Dr. Doom in DIESEM Film kann Köpfe explodieren lasssen – nur durch seine Gedanken. Raten Sie mal, welche unglaubliche mentale Fähigkeit er beim Endkampf gegen die Fanta 4 niemals anwendet, weil er sie offenbar total vergessen hat.

Und wir auch. Glaubt jedenfalls der Film. Oh Mann, dieser Film verdient ne neue Definition von „mies sein“. Ich will mein Geld zurück!