Noch nie war ein (Film-)Leben so wertlos wie heute

Können Sie Schach spielen? Nein? Ich kanns auch nicht. Ich kenne die Regeln, das wars. Schach ist dieses Brettspiel mit Bauern, Turm, Läufer (oder, wie ihn manche auch nennen, „Bischhof“), Springer, Dame und dem König. Der König ist die Spielfigur, um die sich alles dreht. Wenn der besiegt wird, verlierst du das Spiel.  Aber wen interessiert’s? Nach ner verloreren Schachpartie fangen wir einfach wieder von vorne an.

The King Unknown

Was wissen wir über diesen König? Antwort: nullkommagarnix. Wir kennen nicht mal seinen Namen. Wir wissen nicht, ob er ein guter oder schlechter Herrscher ist. Wir wissen nicht, ob er sein Amt freiwillig antrat oder ob es ihm wider Willen aufgebürdet wurde, weil er nun mal in die Herrscherdynastie hineingeboren wurde.

Wir wissen nicht, ob dieser König Jungs oder Mädchen mag. Isst er gerne Spargel oder Spagetti? Welches Smartphone benutzt er? Fährt er gerne Maserati oder Taxi? Was ist seine fucking Lieblingsfarbe??

Das wissen wir alles nicht über diesen König im Schach. Deshalb ist es uns relativ wurscht, ob er down geht oder nicht: Wir haben keine Beziehung zu ihm. Weil wir überhaupt nix über ihn wissen.

Schlangen, Peitsche, Lederjacke

Der eine Typ, den ich kenne, mag Lederjacken. Er kommt bei den Ladies ganz gut an, hat jedoch ein relativ gestörtes Verhältnis zu Frauen im Allgemeinen – er war mal verliebt in eine, mit der es aber nicht funktioniert hat. Seitdem versucht er, Frauen auszunutzen, die sich ihm an den Hals schmeißen, wobei er zu doof ist, zu kapieren, dass dieses Frauen sich nur deshalb an ihn ranschmeißen, um IHN auszunutzen.

Ach ja, der Typ hat auch noch ein Problem mit seinem Vater. Irgendwie wollte er immer, dass Pappi auf ihn stolz ist, aber Vati nörgelt dauernd an ihm rum.

Dieser Typ hasst Schlangen. Kennen Sie den auch? Er heißt Indiana Jones. Ich weiß SO VIEL über diese fiktive Figur, dass es mir so vorkommt, als gäbe es sie wirklich.

Aber was weiß ich über den König im Schach und die anderen Figuren, die ich beim Schachspiel in die Schlacht schicke? Niente. Deshalb fällt es mir auch schwer, bei ihrem „Tod“ (wenn die Figur geschlagen wird) irgendwas zu empfinden. Ich KENNE DIE FIGUR NICHT.

Stirb halt oder auch nicht, wen interessiert’s?

Das ist der Grund, warum es mir ziemlich schwerfällt, beim Ableben von Figuren aus aktuellen Kinofilmen irgendwas zu empfinden. Tja, stirbt er halt. So what? Ich KANNTE ihn nicht. Der Film hat sich nie die Mühe gemacht, ihn mir vorzustellen oder nahe zu bringen.

Deshalb ist mir auch sein Tod -> Ausscheiden als Figur aus dem Film komplett egal. Mr. Spock tritt ab – buhuu, das ist wirklich traurig, weil ich kenne Mr. Spock so lange. Im Gegensatz dazu: Fast alle in Prometheus sterben – wen interessierts, waren eh alle komplett idiotische Unsympathen. Schachfiguren halt.

Achten Sie beim nächsten Film mal drauf: Was wissen Sie über die Figur, die da den Filmtod stirbt? Ich wette, mit dem Betreiber dieses Blogs haben Sie eine persönlichere Beziehung als mit diesen platten Charakteren. Hoffentlich!

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